Zhan Zhuang Gong

Zhan Zhuan Gong 站桩功

Die Dynamik im Stillen Stehen

Zhan Zhuang Gong“ (sprich: Dschan Dschuang Gung), oft übersetzt als „Stehen wie ein Pfahl“ oder „Stehen wie ein Baum„, ist eine alte chinesische Qigong-Praxis der Standmeditation. Äußerlich mag sie statisch erscheinen, doch im Inneren entfaltet sich ein tiefgreifender Prozess der Kultivierung von Körper, Geist und Energie (Qi). Diese Methode bildet das Fundament vieler innerer Kampfkünste wie Taijiquan, Xing Yi Quan und Yi Quan, wird aber auch eigenständig zur Gesundheitsförderung und Persönlichkeitsentwicklung praktiziert.

Bei Lotus Qigong nutzen wir die kraftvollen Zhan Zhuang Gong Positionen als bewussten Startpunkt unserer Übungssequenzen. Diese Anfangsphase dient dem tiefen Ankommen: Hier finden der Geist zur Ruhe und das Qi – unsere Lebensenergie – kann sich im Körper aufbauen. Gleichzeitig erhält der Körper die notwendige Zeit, sich optimal auf- und auszurichten, um von den folgenden Übungen bestmöglich zu profitieren.

Historie und bekannte Vertreter

Die Wurzeln des Zhan Zhuang Gong reichen weit zurück in die Geschichte Chinas, mit Hinweisen auf stehende Meditationen bereits im Dao De Jing, einem grundlegenden Werk des Daoismus, das Laozi zugeschrieben wird (ca. 600 v. Chr.). Eine breitere Öffentlichkeit erlangte Zhan Zhuang jedoch im Peking der 1940er Jahre durch Großmeister Wáng Xiāngzhāi. Er gilt als Begründer des Da Cheng Quan bzw. Yi Quan und war maßgeblich daran beteiligt, Zhan Zhuang nicht nur als Kampfkunstgrundlage, sondern auch als Methode zur Gesunderhaltung und Heilung zu verbreiten, indem er die ersten Qigong-Krankenhäuser in China initiierte. Ein weiterer wichtiger Vertreter ist Professor Yu Yong Nian, ein Hauptschüler Wang Xiangzhais, der Zhan Zhuang in den 1950er Jahren erfolgreich zur Behandlung chronischer Krankheiten in chinesischen Krankenhäusern einführte und das erste Lehrbuch dazu verfasste. Im Westen wurde Zhan Zhuang Mitte der 1980er Jahre durch Meister Lam Kam Chuen bekannt, der ein langjähriger Schüler von Professor Yu war und in London lebt und lehrt.

Vorteile und Wirkungen

Die Vorteile des Zhan Zhuang Gong sind vielfältig und umfassen sowohl physische als auch mentale und energetische Aspekte. Auf körperlicher Ebene führt die regelmäßige Praxis zu einer Verbesserung der Körperhaltung und kann Rückenschmerzen lindern. Sie stärkt die Muskulatur, insbesondere in den Beinen und im Rumpf, ohne sie zu verspannen, und fördert eine tiefe, abdominale Atmung.

Besonders bemerkenswert sind die energetischen Auswirkungen: Zhan Zhuang bewirkt einen spürbaren Anstieg des persönlichen Energieniveaus und einen befreiten Fluss des Qi, der Energieblockaden lösen kann. Dies wiederum stärkt das Immunsystem und steigert die Vitalität.

Mental führt das „Stehen wie ein Pfahl“ zu tiefer Entspannung, innerer Ruhe und mentalem Gleichgewicht. Es fördert die Achtsamkeit und die Fähigkeit, Stress zu reduzieren, da man sich auf Körperempfindungen und den Atem konzentriert. Das Training der inneren Ausrichtung und die Verbindung mit der Schwerkraft tragen dazu bei, dass der Körper sich neu organisiert und Verspannungen sich auflösen können.

Bekannte Positionen

Im Zhan Zhuang Gong gibt es verschiedene Standpositionen, die sich in ihrer Ausführung und Zielsetzung unterscheiden und oft nach dem Bild benannt sind, das sie evozieren. Die wohl bekannteste und grundlegendste Position ist das „Umarmen des Baumes“), bei der die Arme vor der Brust gerundet gehalten werden, als ob man einen großen Ball oder Baum umarmen würde. Die Beine sind dabei leicht gebeugt, die Wirbelsäule aufrecht und alle Gelenke entspannt. Weitere bekannte Positionen sind:

  • Der Reiterstand (Horse Riding Stance / Ma Bu): Eine tiefe und kräftigende Beinposition, die oft in Kampfkünsten als Basis dient.
  • Der Bogenstand (Bow Arrow Stance): Eine Position, die auf eine Beinlinie fokussiert und in Vorwärtsbewegungen genutzt wird.
  • Der Sitz-Bogen-Schritt (Empty Stance): Hier lastet das Gewicht hauptsächlich auf einem Bein, während das andere nur leicht aufgesetzt ist, was die Balance schult.
  • Der Einbeinstand (Single Leg Stance): Eine fortgeschrittene Position zur Schulung von Balance und Stabilität.

Unabhängig von der spezifischen Position geht es im Zhan Zhuang immer darum, die äußere Ruhe zu kultivieren, um die innere Bewegung des Qi zu ermöglichen.

Die Lehrmethodik bei LOTUS QIGONG: Dynamik statt Härte

Die meisten, die mit Zhan Zhuang Gong in Kontakt kommen, lernen die mühsame Schule des DurchHALTENS kennen. Es wird versprochen, wer lange genug steht, der erfährt auch wirklich die Wirkung der Übungen. Dabei sind 10, 30, 45 Minuten oder gar mehr anzustreben. Man erkennt schnell, dass diese Übungen in den Kampfkünsten wurzeln. Wer eine sportliche Herausforderung braucht, der wird hier fündig.

Suchst Du jedoch eine Möglichkeit schonend, lebendig und mit Freude in Kontakt mit diesen nährenden Übungen zu kommen, dann führt der Weg zur Stille über die Bewegung. Bei LOTUS QIGONG stehen DU und DEIN EMPFINDEN im Mittelpunkt der Übung. Mittels zahlreicher Methoden findest Du spielerisch einen Zugang in diese Kunst, hier einige Beispiele:

 

  • Körperliche Regulationen:
    • Ausrichtung der Gelenke
    • Aufrichtung des Körpers
    • Körperachsen
    • tragende Spannungsbögen
    • Spiralkräfte
    • Pulsation der Bewegung, etc.
  • Energetische Regulationen:
    • Fliessende, natürliche Atmung
    • „die atmende Wirbelsäule“
    • dosierbare Ujjayi Atmung (Atemverschluss)
    • Anbindung der Extremitäten an die Energiezentren
    • Pulsation der Energie, etc.
  • Geistige Regulationen:
    • tragende Vorstellungsbilder (z.B. Wolken tragen die Arme)
    • Lenkung der Aufmerksamkeit
    • Fokussierung auf Energiezentren, etc.

Qigong mit Bewegung ist wie ein köstlicher Sekt. Stehen wie ein Baum ist wie Champagner. Vom Allerfeinsten. Einfach herrlich! Die Videos von Lam Kam Chuen sind ganz nett, doch was „Stehen wie ein Baum“ wirklich ist, hab‘ ich erst durch Dich begriffen.

Wolfgang Halder

Odysseus Kinesiologie & Coaching, München, https://www.odysseus-coaching.de/

Buchempfehlung

Die Dynamik des Stillen Stehens

Die Dynamik des Stillen Stehens ist eine faszinierende und sehr überzeugende Einführung in Zhan Zhuang Qi Gong. Das Buch ist umfachreich illustriert. Leicht verständlich erklärt der Autor, warum das Stille Stehen den Kern von Qi Gong und verschiedenen chinesischen Kampfkünsten darstellt.

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Übersicht über alle Übungssysteme

18fache Methode des Taiji-Qigong

18fache Methode des Taiji-Qigong

Die 18fache Form des Taiji-Qigong

Shíbāshì

Die 18fache Methode des Taiji-Qigong ist auf Lin Housheng (geb. 16.09.1939), Professor an der Sportuniversität Shanghai, zurückzuführen. Er ist Autor des ersten Qigong Buches, das nach der Kulturrevolution wieder veröffentlicht wurde. Nach dieser langen und brutalen Phase der Verfolgung und Vernichtung gelang es ihm Qigong im Rahmen der Gesundheitsförderung und medizinischen Anwendung an Universitäten wieder salonfähig zu machen.

Die 18fache Methode des Taiji-Qigong wurde im deutschsprachigen Raum vor allem durch Dr. Josephine Zöller bekannt. Sie gilt in Deutschland als Pionierin in Sachen Qigong. Eine Ihrer Schülerinnen war Dr. Barbara Schmid-Neuhaus, von der auch ich noch in dieser Methode unterrichtet wurde. Die 18fache Form des Taiji-Qigong (v.a. der erste Übungssatz) zählt heute wohl weltweit zu den bekanntesten und verbreitetsten Qigong Übungsformen. Weniger verbreitet sind die weiteren sieben Übungssätze, mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.

 

Dieses Übungssystem zeichnet sich durch den wohltuenden Effekt auf Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und die Wirbelsäule aus, weshalb es auch gelegentlich als „Gelenk-Qigong“ bezeichnet wird. Nicht zu leugnen ist auch die Wirkung auf die inneren Organe und das psychische Wohlbefinden:

  • Stressmanagement: Die Konzentration auf Atmung und Bewegung hilft, den Geist zu beruhigen und Stress abzubauen.
  • Verbessertes Gleichgewicht und Koordination: Die Übungen helfen, die Propriozeption (Körperwahrnehmung) und die allgemeine Koordination zu verbessern.
  • Erhöhte Flexibilität: Die sanften Bewegungen helfen, die Flexibilität und den Bewegungsumfang zu verbessern.
  • Verbessertes Wohlbefinden: Shibashi kann Entspannung fördern, die Schlafqualität verbessern und das Immunsystem stärken.

Die Übungen sind leicht erlernbar und zeichnen sich durch die Vielfalt in der Bewegungsstruktur aus. Aus diesem Grund ist die 18fache Methode der Übung auch Bestandteil der Qigong-Kursleiter Ausbildung.

Die 15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong nach Prof. Jiao Guorui

Eine Verwandschaft zum Shíbāshì lassen die 15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong erkennen. Prof. Jiao Guorui unterstrich die medizinische Wirksamkeit seiner Übungsreihe, die er in vielen Jahren klinischer Arbeit ausführlich dokumentierte. Er machte diese Übungsreihe während seiner Auslandsaufenthalte ab 1984 auch in Deutschland bekannt. Auch nach seinem Tod am 6. August 1997 in Beijing erfreut sich die Methode noch immer großer Beliebtheit.

Er verweist in seinem Buch zur Übungsreihe, dass die Wurzeln bis in die Tang-Dynastie  (618 – 907 v.Chr.) zurückreichen. Xu Xuan Ping überlieferte aus dieser Zeit die „13 Ausdrucksformen der Taiji-Pfahl-Übungen“, die er als Urform der heutigen Übungsreihe ansieht. Er verband die „8 angeborenen, naturgegebenen Ausdrucksformen“ (Xiantian Ba Shi) mit den Inneren Übungen (Nei Gong) und entwickelte daraus die genannten 13 Ausdrucksformen der Taiji-Pfahl-Übungen. Im Jahr 1961 entwickelte Jiao durch intensive Recherchen und Auswertungen die 15 Ausdrucksformen. Seine Erkenntnisse der TCM im Rahmen der klinischen Arbeit flossen ebenso mit in die Entwicklung ein.

Die Übungsreihe beinhaltet Vorstellungsbilder aus der Natur und dem Tierreich, es werden aber auch die Grundprinzipien des Übens mit einbezogen. Der Ausgleich von Yin und Yang (taiji) wird bereits explizit im Namen hervorgehoben. Die Bewegungen beinhalten eine große Vielfalt von Bewegungsmustern: Steigen und Sinken, Öffnen und Schließen, spiralige Bewegungen, symmetrische Bewegungen, Ausgleich von Yin und Yang, verschiedene Schritte und Kraftqualitäten.

Die fünfzehn Ausdrucksformen sind deshalb besonders gut für den Einstieg in die Qigong Praxis geeignet. Die Übungen verdeutlichen eine große Bandbreite der wichtigen Qigong Grundlagen. Prof. Jiao Guorui, der auch als Arzt in Kliniken arbeitete, wendete die Übungen vor allem bei folgenden Beschwerden an:

  • Blutdruckbeschwerden (Qigong wirkt regulierend auf hohen und niederen Blutdruck)
  • Herzerkrankungen (funktionelle Störungen)
  • depressive Verstimmungen
  • Schlafstörungen, Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen
  • Gedächtnisschwäche und Konzentrationsstörungen
  • Schwindel und Tinitus
  • Menstruationsbeschwerden und Wechseljahrsbeschwerden
  • chronische Bronchitis und Asthma
  • Atembeschwerden bei chronischen Lungenerkrankungen (wie z.B. Lungenemphysen und Lungenfibrose)
  • chronische Verdauungsstörungen, chronische Verstopfungen
  • nervöse Magen-Darm-Beschwerden und Magengeschwüre
  • Organsenkung
  • chronische Leberentzündungen
  • rheumatische Beschwerden
  • Muskel- und Gelenkserkrankungen
  • Bewegungseinschränkungen
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18fache Methode des Taiji-Qigong

Meridian Qigong

Meridian Qigong

dǎoyǐn yǎngshēng gōng

Die Übungsreihe des Meridian Qigong besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil dient der Erzeugung von Qi. Der zweite Teil verbessert die Energieverteilung, indem die einzelnen Meridiane aktiviert und in ihrer Funktion gestärkt werden.

Die bewegten Meridianübungen werden am besten noch durch ruhige Übungen (z.B. Sitz-Meditation) ergänzt, deren Prinzip darin besteht, dass die Aufmerksamkeit und der innere Blick nach innen gewandt werden, um der Regungen und Bewegungen des Qi im ganzen Körper gewahr zu werden. Diese ruhige innere Schau dient der Verlagerung der energetischen Aktivität von den entwicklungsgeschichtlich jüngeren, bewussteren Zentren in die unbewussteren Zentren, die als Sitz der ursprünglichen Energie angesehen werden.

Die Kunst beim Üben liegt im richtigen Einsatz von Kraft und Aufmerksamkeit.

Intensives Dehnen benötigt einen stärkeren Krafteinsatz. Das hat den Vorteil, dass die Körperstrukturen „durchgearbeitet“ werden und auch Anfänger viel spüren. Wird weniger Kraft eingesetzt, wird die Bewegung „weicher“ und das innere Spüren feiner und intensiver. Die Meridianverläufe werden bei „korrekter“ Drehung und Dehnung als leichte Spannung spürbar (wie eine gespannte Saite). In der Position, in der die Meridiane spürbar werden, soll nachgespürt werden, dabei die Dehnspannung bewahren und doch versuchen, alle Muskeln immer mehr zu entspannen.

Viele Qigong Meister und Autoren gehen davon aus, dass die Lehre der Meridiane auf Erfahrungen im Qigong zurückgehen. So kann das Meridian Qigong für Dich besonders interessant sein, wenn Du selbst TCM Praktizierender bist oder gerade eine Ausbildung darin besuchst.

Im Vergleich zu anderen Qigong Übungssystemen ist das Meridian Qigong eher einer mittleren bis anspruchsvolleren Schwierigkeitsstufe zuzuordnen. Neben den Bewegungsabläufen ist das feine Spiel an den Meridianverläufen und die Regulierung der Energiequalität zu berücksichtigen.

Eine hervorragende Übungsreihe, um differenzierte Fähigkeiten zur Energieleitung und -Regulierung zu entwickeln.

Die Besonderheiten des Meridian Qigong auf einen Blick:

  • Intensiver Qi Aufbau
  • Erfahren von „Qi“ und Meridianen direkt am eigenen Körper
  • Dehnung des Leitbahnsystems / der Meridiane
  • Lösung von Blockaden und Stagnationen
  • Verbesserung der Körperhaltung und Beweglichkeit
  • Präzise Anwendung der Meridianlehre
  • Einbeziehung der 5 Übungskrafte (Metall, Erde, Feuer, Wasser, Holz)
  • Ästhetische und kraftvolle Übungen

 

Mein persönlichen Erfahrungen mit dem Meridian Qigong:

    Ich kam etwa 2006 erstmals mit Meridian Qigong in Berührung und praktizierte viele Jahre intensiv die Basisübungen. Auch heute noch ist „die große Harmonie des Qi“, eine tiefgreifende daoistische Übungsformel mit Wurzeln im Fan Huan Gong, eines meiner besonderen Juwelen. Besonders begeistert hat mich die Präzision, mit der die Meridiane durch die Übungen zu erspüren sind. Wenn zusätzlich die Fünf Kräfte der Elementenlehre in die Praxis einfließen, entsteht ein wundervolles, ganzheitlich wirksames Übungssystem, das dem Praktizierenden ein persönliches und sinnliches Erlebnis der Chinesischen Medizin ermöglicht.

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    Das Buch zum Kurs

    Nach jahrelanger Detailarbeit erschien 2022 das Buch „Meridian Qigong“, das detailliert die Übungsabfolgen beschreibt. Die aufwendigen Grafiken erläutern die Kraftführung in den Übungen. Erläuterungen zur Chinesischen Medizin erklären die Hintergründe und Wirkspektren der Übungen.

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